„Hinter einem trockenen, eher formal klingenden Titel auf der Schatulle lässt sich manchmal eine Kette von Perlen entdecken, die nicht nur der Fachmann schnell als natürliches Kunstwerk entdeckt. Das soeben im Steinmann Verlag erschienene Buch „Den gemeinsamen Glauben bekennen“ ist eine solche Kette. So nüchtern der Titel daher kommt, so spannend und leicht ist das kleine Buch mit den acht Erklärungen der Theologischen Kommission der ACKH und ihren vier etwas umfangreicheren Arbeitspapieren mit den Themen „Das Kreuz mit dem Kreuz“, „Wir glauben an den Heiligen Geist“, Das geistliche Amt“ und „Wir glauben an den dreieinigen Gott“ zu lesen.

Es ist den Texten kaum anzumerken, dass sie eine Sammlung aus drei Jahrzehnten sind. Ihre Themen sind in der kirchlichen Diskussion sehr aktuell. Nicht selten stellen die Beiträge den Bezug zur gesellschaftlichen Entwicklung wie selbstverständlich her – so besonders deutlich und für ein ökumenisches Papier erstaunlich konkret in dem 3. Teil der Erklärungen unter der Sammelüberschrift „Gemeinsamer Dienst der Kirchen“. Inhaltlich geht es um den kirchlichen Auftrag, die Mission Gottes in der geschichtlichen Situation Hamburgs zu befördern, oder jedenfalls nicht zu behindern. „… unser Glaube an Jesus Christus (muss) dialog- und beziehungsfähig sein.“ Dabei erhält das Verhältnis zwischen den Christinnen und Christen und Juden und Jüdinnen aufgrund der Geschichte der Shoa und des Glaubens an den einen Gott eine ausführliche Würdigung. Dem Text ist die Ernsthaftigkeit der Auseinandersetzung innerhalb der Kommission noch abzuspüren: „Offen bleibt … die Frage, ob konfessionelle Verschiedenheit und Gegensätze innerhalb der Ökumene zu einem wichtigen Teil im unterschiedlichen Verhältnis zum Judentum begründet sind.“ Dennoch kann die Kommission schon im nächsten Satz fortsetzen; „In der Bekämpfung von Antijudaismus und Antisemitismus sehen wir als Christen … unsere Verantwortung.“ Gott sei es gedankt!

Die Theologische Kommission gibt einen wunderbaren Einblick in die eigene Arbeit der letzten dreißig Jahre. Allein diese Tatsache kann gar nicht genug gewürdigt werden. Sie trägt dazu bei, dass die Schar der Glaubenden, die dieses Buch zur Hand nehmen, kompetent mitreden kann, wenn es z.B. um die Frage der zeitgemäßen Deutung des Kreuzes geht als das befreiende und eben nicht blutrünstige Zeichen der weltweiten Christenheit oder um das Verständnis der Bezeichnung Gottes als Vater. Der Leser und die Leserin erkennen das aufrichtige Mühen um eine Erklärung, die den Anfragen insbesondere aus der feministischen Theologie standhält. Ob es immer gelingt, kann dem Urteil des durch die Lektüre fachkundigen Lesers oder der Leserin getrost überlassen bleiben. Auch in dieser Hinsicht „lohnt“ sich eine Beschäftigung mit diesen Texten, die weiter gedacht werden wollen.

Verlag und dem Kreis der Herausgebenden ist für die Mühe zu danken und ihnen ist zu wünschen, dass dieses Büchlein viele Gesprächsrunden anreizt, an den Themen weiterzudenken.“

Jürgen F. Bollmann, Propst im Ev.-Luth. Kirchenkreis Hamburg-Ost, Bezirk Harburg